Paris Place de la République Natürlich, ästhetisch 6 Verblasste Historie Das Bildnis der Marianne als welt- berühmtes Freiheitssymbol, vom rings- herum tosenden Stadtverkehr zur Be- deutungslosigkeit degradiert – am Pariser Platz der Republik gehörte es jahrzehntelang zum Alltag. Nach und nach wurden größere Flächen für Fahr- bahnen genutzt, zuletzt 60 Prozent des gesamten Areals. Einer der ältesten Plätze der Stadt entwickelte sich so zu einer gigantischen Kreuzung und zu einer stadtplanerischen Herausforde- rung. Schon während der ersten Projek- tierungsphase waren die Zielvorgaben so offenkundig wie ambitioniert: Paris wollte nicht nur seinem historischen Erbe gerecht werden, sondern auch sei- nem „grünen“ Plan zur konsequenten Reduzierung des Stadtverkehrs. Aus dem Platz der Republik sollte wieder das werden, wofür sein Name steht: zu einem Platz für die Menschen. Eine Zu- kunftsvision, die das Büro TVK (Trévelo & Viger-Kohler, Paris) in seinem Entwurf präzise skizzieren konnte und somit von den Verwaltungen der drei beteiligten Arrondissements den Planungsauftrag erhielt. Insbesondere das schlüssige Verkehrskonzept und die maßgebliche Umwidmung des Platzes für Fußgänger waren Argumente, die alle Projektbetei- ligten überzeugen konnten. Premiere für Betonstein Der konsequente Entwurf von TVK machte dabei auch nicht vor vermeint- lichen Tabus halt. So war die Wahl des Flächenbelages und dessen Anbieter für viele ein Paukenschlag. „Bisher hat die Stadt Paris auf historischen Plätzen nur Natursteine verwendet, beim Place de la République machte sie zum ersten Mal eine Ausnahme“, erläutert Martin Kronimus. Die Tatsache, dass sich die Stadtväter knapp 100 Jahre lang be- wusst gegen Betonstein entschieden haben, verdeutlicht die Schwere dieser Entscheidung. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass kein französischer sondern mit Kronimus ein Anbieter mit Hauptsitz in Deutschland den Zuschlag für die Lieferung sämtlicher Flächenpro- dukte erhielt. Elementarer Bestandteil des Planungsentwurfes von TVK ist eine homogene, konsistente Pflasterfläche in einheitlich abgestuften Grau-Anthra- zittönen, die einen seidigen Glanz und zugleich hohe Rutschsicherheit bieten sollte. Kronimus konnte die Verant- wortlichen hier mit einem Gesamtpaket aus überzeugenden Mustersteinen und umfassenden Möglichkeiten im Bereich objektspezifischer Sonderanfertigungen für sich gewinnen. Ein Faktor, der sich im Projektverlauf noch als entscheidend herausstellen sollte: kurzfristig waren die ca. 740 Brunnenteile mit allen Aus- sparungen werkseitig und nicht wie ge- plant bauseits vor Ort mit Kernbohrun- gen herzustellen. Esplanade voller Leben Der Realisierungszeitraum trotzte allen technischen Herausforderungen. So wurden die Bauarbeiten in einer Rekord- zeit von nur anderthalb Jahren rechtzei- tig zum französischen Nationalfeiertag fertiggestellt. Kronimus lieferte in ob- jektspezifischer Anfertigung 20.000 m² Platten, 1.100 lfm Stufen, zwei Kilometer Bordsteine und eine aus 740 Einzeltei- len bestehende Brunnenanlage. Seit sei- ner feierlichen Wiedereröffnung im Juni 2013 ist der „Place de la République“ bereits zum voll integrierten Bestandteil des öffentlichen Lebens geworden – als stimmungsvoller Ort für Bürger, Veran- staltungen, Gastronomie und Handel. Und in stadtplanerischem Kontext zu ei- nem wichtigen Schritt um die Dynamik eines Viertels nachhaltig zu fördern, das sich allen drei Arrondissements nun in einer neuen Qualität öffnet.