St. Christoph Mainz Wider des Vergessens 50 Jahre nach ihrer Errichtung bot die Anlage ein bedauerliches Bild, das sei- ner zugedachten Rolle nicht mehr wür- dig war. Offen für das Erinnern Gemeinsam mit dem Mainzer Mäzen Stefan Schmitz sowie dem Rotary Club der Stadt startete 2012 schließlich eine Bürgerinitiative. Der ambitionierte Plan: Bis zum 70. Jahrestag der Zerstörung sollte die Würde von St. Christoph wie- derhergestellt sein. Neben der Sanie- rung der Bausubstanz von Kirchenruine und Turm war im Besonderen das Kon- zept und die Gestaltung der Flächen eine außergewöhnliche Herausforde- rung. Es galt kein geringeres Ziel, als das Denkmal St. Christoph zurück in das Bewusstsein der Menschen zu brin- gen, es wiederzubeleben und in Szene zu setzen. Die Planung sah sich vor der Aufgabe, den vorhandenen Stadtraum grundlegend neu zu strukturieren, Nut- zungen zusammenzufassen, Flächenan- teile zu bündeln. Platz-, Wege- und Grünflächen sind nach dem Konzept von RAIBLE. Landschafts- Architekten + Ingenieure heute so an- geordnet, dass eine großzügige und funktionale Gesamtstruktur entstand. Die Kirchenruine steht heute zentral auf dem neu geschaffenen Platz und ist somit Teil desselben. Das offenge- lassene Kirchenschiff präsentiert sich als Zentrum des umgebenden Stadt- raumes. Gewünschter Effekt: Besucher und auch Passanten werden auf diese Weise direkt in die Gedenkstätte gelei- tet. Verkehrsberuhigt und barrierefrei zugänglich, bietet der umgebende Platz multifunktionalen Nutzungen eine groß- zügige Bühne. Er ist sowohl Wegekreuz verschiedener Straßen und angrenzen- der Plätze als auch Rückzugsort in der belebten, umgebenden Mainzer Innen- stadt. Der Zuspruch in der Bevölkerung ist enorm, sodass der Bereich rund um St. Christoph schnell zu einem beliebten Treffpunkt und Ort für z.B. Mittagspau- sen wurde. Fünf immergrüne Steinei- chen fassen den Platz, bieten dann an heißen Tagen ein Schattendach. Zudem schaffen sie eine angenehme Kulisse zur gegenüberliegenden Fassade der 60-er Jahre. Ein zweifelloser Höhepunkt ist den Planern mit der Realisierung der Aus- stellung im Inneren der Kirchenruine gelungen. Filigrane Sitzbänke aus Me- tall erinnern an die kirchliche Vornut- zung und bieten die Möglichkeit, die Geschichte des Ortes in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Der Entwurf setzt die Kirchenruine und den Platz in einen untrennbaren Bezug zueinander. For- mensprache und Zonierung der Fläche sind geprägt vom Zusammenspiel von Sitzbändern und Belagsbändern, von Metall und (Beton)stein. Die verwende- ten, großformatigen Platten von Kroni- mus spielen als belastbare Belagsfläche eine wesentliche Rolle im Gesamtkon- zept. Homogen ziehen sie sich als groß- formatige Pflasterung im dunkelgrauen Farbton „Graffito Nr. 739“ flächig bis in den Innenraum der Ruine. Kontrastie- rend überführen helle Belagsbänderun- gen als Sonderanfertigung im Maß 100 x 45 cm die Flächenteilung aus dem Innenraum ins Freie. Seit Februar 2015 informieren hier, leuchtend modern, bunte Glastafeln über die Geschichte des Nationalsozia- lismus im Allgemeinen und der von St. Christoph im Speziellen. Inmitten der Relikte des Sakralbaus entstand eine Gedenkstätte, deren Besuch alt und jung definitiv in Erinnerung bleibt. 14 Bild oben: Eine zeitgemäße Ausstellung informiert Besucher über den geschichts- trächtigen Ort Bild unten: 1.200 Jahre Kirchengeschichte wurden zerstört und das Datum als Zäsur im Zeitstrahl der Ausstellung im Boden eingelassen