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11.05.2015

Presseinformation: Dezentrale Regenwasserbewirtschaftung mindert Probleme mit Starkregen

Der Klimawandel zwingt zum Umdenken: Viele be­stehende können die stark anschwel­lenden Niederschlagsmengen nicht mehr aufnehmen. Deshalb setzt die wasserorientierte Stadtplanung auf eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung, die …

  • die Versiegelung neuer Flächen stoppt,
  • Abwasserkanäle entlastet,
  • Kosten senkt,
  • Trinkwasservorräte schont und
  • das Grundwasser vor Umweltgiften schützt.

Die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung als Gebot der Stunde stand u.a. im Mittelpunkt von 11 Fachtagungen zum Thema Regenwasser, an denen bundesweit über 1.100 Fach­leute aus der Wasserwirtschaft teilnahmen.

Bei einer anschließenden Medienveranstaltung, die die Kronimus AG Betonsteinwerke und die Mall GmbH organisierten, wurden erstmals die bei 1.900 Architekten, Ingenieu­ren und Behörden erhobenen Umfrageergebnisse zur dezentralen Regenwasserbewirt­schaftung in Deutschland vorgestellt. International anerkannte Wasserexperten wie Professor Dr. Heiko Sieker, Hoppegarten, und Sachverständiger Klaus W. König, Über­lingen, legten außerdem konkrete Vorschläge zur Lösung der Starkregenprobleme in Zeiten des Klimawandels vor.

Viele Jahrzehnte währender Lebenszyklus der Wasserinfrastruktur

Vertreter der Firmen Mall und Kronimus forderten die Politik in Bund, Ländern und Ge­meinden auf, sich stärker als bisher für eine rasche, wirkungsvolle und dezentrale Re­genwasserbewirtschaftung auf allen Ebenen einzusetzen, so wie es das Wasserhaus­haltsgesetz schon länger vorschreibt. Bisher kommt der Umbau der Entwässerungs­systeme trotz des Wasserhaushaltsgesetzes, das vor sechs Jahren verabschiedet wurde, nur schleppend voran. Nach Einschätzung der Experten hängt das auch mit dem viele Jahrzehnte währenden Lebenszyklus der Bau- und Wasserinfrastruktur zu­sammen.

In den bundesdeutschen Genehmigungsbehörden und Planungsbüros ist jedoch ein grundlegender Paradigmenwechsel erfolgt. Markus Böll, Pressesprecher der Mall GmbH, stellte die bundesweit repräsentative Planerumfrage zur dezentralen Regenwasserbe­wirtschaftung vor:

  • 80% der befragten Architekten, Ingenieure und Behörden sehen demnach die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung positiv.
  • 90% der Teilnehmer haben nur gute Erfahrungen mit dem dezentralen Umgang mit Regenwasser gemacht, die im Kern aus praktischen Maßnahmen zur Versi­ckerung und Rückhaltung, Nutzung und Behandlung von Regenwasser bestehen.
  • 97% erwarten eine gleichbleibende bzw. verstärkte Nachfrage der Regenwas­serbewirtschaftung in den nächsten Jahren.

„nicht länger tolerierbar“

Ein klares Plädoyer für die dezentrale Regenwasserbewirtschaftung hielt Professor Dr. Heiko Sieker (Ingenieurgesellschaft Prof. Dr. Sieker mbH). Er sieht in Versickerung, Rückhaltung, Nutzung und Behandlung die geeigneten Mittel für eine Anpassung be­stehender Entwässerungssysteme an die Herausforderungen des Klimawandels. Eine simple Vergrößerung der Kanalnetze führe dagegen zu enormen Kosten und verlagere die Probleme nur, so Sieker. Schon jetzt seien die Kanäle durch die erhöhten Starkre­genabflüsse und weiter fortschreitende Versiegelung überlastet. Die Mischwasserka­nalisation in Deutschland laufe durchschnittlich 20 bis 40 Mal pro Jahr über, wodurch Abwässer ungereinigt in Gewässer eingeleitet würden. Diese Praxis habe der Europä­ische Gerichtshof bereits als „nicht länger tolerierbar“ bezeichnet.

In seinem Vortrag über die Vorteile einer dezentralen Regenwasserbewirtschaftung in Deutschland rief der Regenwasserexperte Klaus W. König Bund, Länder und Kommu­nen dazu auf, eine wasserorientierte Stadtplanung mit weniger versiegelten Flächen voranzutreiben. Dies spare Kosten, indem es Kanäle und Kläranlagen entlaste, verbes­sere den Umweltschutz und verbessere das Stadtklima und sei somit eine „Win-Win-Win-Situation”. Aktuell werden laut König jedes Jahr immer noch rund 71 Hektar an Grün- bzw. Ackerflächen in Siedlungs- und Verkehrsflächen umgewandelt und dabei ca. 50 % versiegelt.

Die Verwendung von wasserdurchlässigen Materialien wäre für Klima und Kosten sinn­voller, so Klaus W. König. Mit Hinweis auf die im Sommer zunehmende Trockenheit und Hitze empfahl er Dachbegrünungen und offene Wasserflächen, wodurch das Stadtkli­ma und das menschliche Wohlbefinden positiv beeinflusst würden. Ganz wichtig ist für König die Nutzung des Regenwassers in Industrie und Gewerbe und in Privathaushal­ten. Er sprach sich für eine staatliche Verpflichtung bei Neubauten aus, ein zweites Leitungssystem einzubauen. Seiner Meinung nach muss sich die Politik in Brüssel und Berlin zu einem Wasser-Recycling bei Regen- und Grauwasser durchringen, um nen­nenswerte Einsparungen bei der Ressource Wasser zu erzielen.

Speziell für die Behandlung von versickerndem Regenwasser entwickelte Systeme sor­gen dafür, so Martin Kronimus, Vorstandsvorsitzender der Kronimus AG dass die ablau­fenden Niederschläge vor Ort gereinigt werden und nicht ungefiltert ins Grundwasser gelangen. Nach Darstellung von Kronimus wurden spezielle Betonsteinsysteme entwi­ckelt, die in der Lage seien, Verunreinigungen im Regenwasser dauerhaft zurückzu­halten und somit das Grundwasser zu schützen. Dadurch sei es fast überall möglich, eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung zu verwirklichen – sogar bei stark be­lasteten Logistikflächen. Mittlerweile könnten neuartige befestigte Flächen angelegt werden, die innerhalb des Belages entwässern und reinigen, so dass Niederschläge unmittelbar vor Ort versickert werden können.

Dipl.-Ing. Martin Lienhard, Leiter Technische Abteilung der Mall GmbH, betonte bei der Veranstaltung, dass es bei der Umsetzung des §55 „Grundsätze der Abwasserbeseiti­gung” im Wasserhaushaltsgesetz mangle. Es sollte keine Mischkanalisation mehr ge­baut werden, sofern eine Trennkanalisation möglich ist. Zudem stellte Lienhard neue Systemlösungen für die Regenwasserbehandlung mit verbesserten Reinigungswerten vor und zeigte den Einbau und die Technik von Betonbauteilen am Praxisbeispiel eines Löschwasserbehälters beim SOS-Kinderdorf in Berlin.

Weitere Informationen zu den Vorträgen können per E-Mail angefordert werden.

Weitere Informationen: