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01.08.2013 Place de la république, Paris

Was macht den Unterschied zwischen einem Großprojekt und einem „großen Projekt“ aus? Eine eindrucksvolle Antwort liefert der neu gestaltete „Place de la République“.

Denn im Herzen Paris‘, wo das dritte, das zehnte und dreizehnte Arrondissement aufeinander treffen, geht es um mehr als um messbare Superlative, die der mit 33.000 m² größte Platz in der gesamten Metropole ohnehin en masse bietet. Stattdessen geht es um Geschichte und Zukunft, um nationale Symbolkraft und internationale Kooperation.

Pflaster Place de la république ParisBilder finden Sie bei den Objekt-Referenzen

Verblasste Historie

Das Bildnis der Marianne als weltberühmtes Freiheitssymbol, vom ringsherum tosenden Stadtverkehr zur Bedeutungslosigkeit degradiert – am Pariser Platz der Republik gehörte es jahrzehntelang zum Alltag. Nach und nach wurden größere Flächen für Fahrbahnen genutzt, zuletzt 60 Prozent des gesamten Areals. Einer der ältesten Plätze der Stadt entwickelte sich so zu einer gigantischen Kreuzung und zu einer stadtplanerischen Herausforderung. Schon während der ersten Projektierungsphase waren die Zielvorgaben so offenkundig wie ambitioniert: Paris wollte nicht nur seinem historischen Erbe gerecht werden, sondern auch seinem „grünen“ Plan zur konsequenten Reduzierung des Stadtverkehrs. Aus dem Platz der Republik sollte wieder das werden, wofür sein Name steht: zu einem Platz für die Menschen. Eine Zukunftsvision, die das Büro TVK (Trévelo & Viger-Kohler, Paris) in seinem Entwurf präzise skizzieren konnte und somit von den Verwaltungen der drei beteiligten Arrondissements den Planungsauftrag erhielt. Insbesondere das schlüssige Verkehrskonzept und die maßgebliche Umwidmung des Platzes für Fußgänger waren Argumente, die alle Projektbeteiligten überzeugen konnten.

Premiere für Betonstein
Der konsequente Entwurf von TVK machte dabei auch nicht vor vermeintlichen Tabus halt. So war die Wahl des Flächenbelages und dessen Anbieter für viele ein Paukenschlag. „Bisher hat die Stadt Paris auf historischen Plätzen nur Natursteine verwendet, beim Place de la République machte sie zum ersten Mal eine Ausnahme“, erläutert Martin Kronimus. Die Tatsache, dass sich die Stadtväter knapp 100 Jahre lang bewusst gegen Betonstein entschieden haben, verdeutlicht die Schwere dieser Entscheidung. Nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass kein französischer sondern mit Kronimus ein Anbieter mit Hauptsitz in Deutschland den Zuschlag für die Lieferung sämtlicher Flächenprodukte erhielt. Elementarer Bestandteil des Planungsentwurfes von TVK ist eine glatte, konsistente Pflasterfläche in einheitlich abgestuften Grau-Anthrazittönen, die einen seidigen Glanz und zugleich hohe Rutschsicherheit bieten sollte. Kronimus konnte die Verantwortlichen hier mit einem Gesamtpaket aus überzeugenden Mustersteinen und umfassenden Möglichkeiten im Bereich objektspezifischer Sonderanfertigungen für sich gewinnen. Ein Faktor, der sich im Projektverlauf noch als entscheidend herausstellen sollte: kurzfristig war ein Großteil der 192 cm langen und 68 cm breiten Platten in exakt kalibrierter Qualität auf Maß herzustellen.

Esplanade voller Leben
Der Realisierungszeitraum trotzte allen technischen Herausforderungen. So wurden die Bauarbeiten in einer Rekordzeit von nur anderthalb Jahren rechtzeitig zum französischen Nationalfeiertag fertiggestellt. Kronimus lieferte in objektspezifischer Anfertigung 20.000 m² Platten, 500 lfm Stufen, zwei Kilometer Bordsteine und eine aus 700 Einzelteilen bestehende Brunnenanlage. Seit seiner feierlichen Wiedereröffnung im Juni 2013 ist der „Place de la République“ bereits zum voll integrierten Bestandteil des öffentlichen Lebens geworden – als stimmungsvoller Ort für Bürger, Veranstaltungen, Gastronomie und Handel. Und in stadtplanerischem Kontext zu einem wichtigen Schritt um die Dynamik eines Viertels nachhaltig zu fördern, das sich allen drei Arrondissements nun in einer neuen Qualität öffnet.