D-86420 Diedorf Schmuttertal-Gymnasium
Informationen
Bauherr
Landkreis Augsburg
Planer Hochbau
Arge Florian Nagler Architekten GmbH und
Hermann Kaufmann ZT GmbH
Planer Außenanlagen
ver.de landschaftsarchitektur, Freising
Verarbeiter
Hermann Kutter, Memmingen
Realisierungszeitraum
August 2014 bis September 2015
Verbaute Mengen
Pflaster, ca. 9.000 m²
Produkte
City Truck Pflaster
30 x 18 cm / 12 cm,
24 x 18 cm / 12 cm,
18 x 18 cm / 12 cm
Oberflächen
Hellgrau Nr. 658
Mittelgrau Nr. 659
Stahlgrau Nr. 783
sandgestrahlt
Schmuttertal-Gymnasium – Pädagogisch nachhaltig
In Zeiten von Klimakrise und Klimawandel bestimmt Nachhaltigkeit den generationenübergreifenden Diskurs. Globale Bewegungen, wie „Fridays for Future“, haben es sich zur Aufgabe gemacht, Politik und Gesellschaft zu sensibilisieren. Schüler und Studenten sind mehr denn je aktiv entschlossen, ihre Zukunft und die kommender Generationen nicht den bisher Handelnden unvoreingenommen zu überlassen. Um beherzten Worten effektiv Taten folgen zu lassen, sind intelligente Ideen gefragt und konkrete Lösungen, um diese umzusetzen. Wie schwierig es ist, diese Herausforderung zu meistern, zeigte der zähe Kampf rund um das Klimapaket der Regierung.
Dass, mit der nötigen Entschlossenheit, Nachhaltigkeit keine Floskel bleiben muss, zeigt aber manches Leuchtturmprojekt in den Kommunen vor Ort. Lehrreiches Beispiel: das Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf bei Augsburg. Als bislang größter Holzbau in Europa, überzeugt es mit makelloser Energiebilanz. Ein Schulgebäude, welches als Plusenergiehaus sogar mehr Energie erzeugt als es verbraucht. Mit landschaftsverträglicher Einbettung in die Umgebung und innovativem pädagogischen Konzept, entgegen dem Frontalunterricht, beweist das Schmuttertal-Gymnasium: Es geht auch anders.
Erlebbare Bildungslandschaft
Die besondere Lage des Gymnasiums erlaubt den Planern eine grüne, offene Architektur. Das Schmuttertal im Naturpark Augsburg ist geprägt von seiner großen Pflanzenvielfalt, den weiten Wiesenflächen, üppigem Baumbestand und der im Tal mäandrierenden Schmutter. Der weite Landschaftsraum fließt durch die Anordnung der realisierten Gebäude in den Freiraum der Schule ein. Die Planung erfolgte im kontinuierlichen Dialog mit Bauherren, Schule und Gemeinde.
Hierfür setzte sich das Team von ver.de landschaftsarchitektur rund um Robert Wenk das Ziel, die Innenräume in den Außenraum zu übertragen und die landschaftliche Ausgangslage konsequent zu nutzen. Das Konzept bindet behutsam die Landschaft sowie die pädagogischen Aspekte ein und erschafft eine offene Lernstätte und großzügige Lerngärten mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten. Mittelpunkt des schulischen Lebens bilden die beiden großzügigen Pausenhöfe, dessen größerer mit Bühne als Schulforum fungiert und die große Aula ergänzt. Das Besondere an diesem Hof, der sich westlich zur Landschaft hin öffnet: die mögliche Verwendung als „Grünes Klassenzimmer“.
Der andere Schulhof, nördlich der Mensa, ist dieser durch seine überdachte Terrasse zugewandt. Durch die umgebenden Bäume, die Atriumlage und die Holzpodeste entstand hier ein geschützter Rückzugsort für die Gymnasiasten. Fest installierte Tische und Bänke dienen als Treffpunkt und Aufenthaltsmöglichkeit. Spielbereiche mit Tischkickern und Tischtennisplatten, ebenso der Allwetterplatz erweitern die nutzbaren Pausenflächen und dienen als multifunktionale Flächen zur freien Bewegung. Herzstück des Geländes sind Freiräume wie die Freisportanlagen sowie das Freiraumlabor der Lernlandschaften. Durch die Neubepflanzung von schattenspendenden Obstbäumen, Sträuchern und heimischen Blumen integrieren sich diese ganz natürlich in die Landschaft. Große Grünflächen, die sowohl intensiv begangen als auch bespielt werden können, bieten ideale Voraussetzungen für eine individuelle Gestaltung des Schulalltags. Die nördlichen Freisportanlagen gliedern sich in Allwetterplatz, Volleyballfeld, Handballfeld und integrierte Weit- und Hochsprunganlagen, Beachvolleyballfeld, Kugelstoßanlage, Laufbahn sowie ein Rasenspielfeld. Zwischen der Schule und dem Rasenspielfeld konnte der Höhenvorsprung von etwa einem Meter für eine Rasenböschung mit Sitzstufen genutzt werden.
Variation in Ton und Taktung
Um die Nutzung des Freiraums und der Erschließungsbereiche nachhaltig zu sichern, fiel die Entscheidung zugunsten dauerhafter Betonsteinoberflächen. Ein Qualitätsaspekt, der speziell mit dem Namen Kronimus verbunden wird. Das verwendete City Truck-Pflastersystem, dezent in drei variierenden Graunuancen, harmoniert natürlich-dezent mit der grau lasierten Holzfassade der Gebäude. Die Steingrößen wurden gezielt gestaffelt bzw. zwischen Reihenverband und wildem Verband im Verlegeschema gewechselt. Dies nicht nur um die teils notwendigen, großen Belagsflächen zu beleben, sondern auch als Zitat der für das Schmuttertal typischen Gliederung in Feldstrukturen. Die besondere Schwierigkeit bestand hierin, die unregelmäßigen Belagsmuster trotz beschränkter Wegebreiten bzw. in Randbereichen zu ermöglichen. Das Schmuttertal-Gymnasium Diedorf zeigt auch konzeptionell den Weg auf: So wurde das Gesamtkonzept inzwischen mit einer ganzen Reihe an Preisen ausgezeichnet, u.a. dem DGNB Preis für Nachhaltiges Bauen 2016, dem Deutschen Architekturpreis 2017, dem Deutschen Holzbaupreis 2017 als auch dem Bayerischen Energiepreis 2016.